Voraussetzungen für eine Photovoltaik-Anlage
Voraussetzungen für eine Photovoltaik-Anlage – technische, rechtliche und normative Grundlagen
1. Einführung: Solaranlagen im Aufwind – aber nicht ohne System
Der Wunsch nach Energieautarkie, gepaart mit steigenden Strompreisen und Förderprogrammen, lässt die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen) kontinuierlich steigen. Doch bevor eine Anlage auf dem Dach oder im Freifeld installiert wird, sind eine Vielzahl technischer und rechtlicher Voraussetzungen zu prüfen. Diese reichen von der statischen Eignung des Daches bis hin zur normgerechten Prüfung nach DIN EN IEC 62446-2 (VDE 0126-23-2). Eine unzureichende Planung kann dabei nicht nur den Ertrag mindern, sondern auch erhebliche Sicherheitsrisiken bergen.
2. Grundvoraussetzungen für die Errichtung einer PV-Anlage
a) Standortanalyse und bauliche Gegebenheiten
Vor der Planung ist eine fundierte Analyse der Standortbedingungen unerlässlich:
- Statik des Daches: Nachweis der Tragfähigkeit, besonders bei Ziegeldächern oder älteren Gebäuden
- Verschattungsfreiheit: Ganztägige Besonnung ist anzustreben, insbesondere zur Mittagszeit
- Ausrichtung und Neigung: Optimal sind Südausrichtung und ein Neigungswinkel von 30–35°
- Zugänglichkeit: Für Wartung, Reinigung und Kontrolle ist ein sicherer Zugang zur Anlage sicherzustellen
b) Netzanschlussfähigkeit und Elektrische Infrastruktur
Ein Anschluss an das öffentliche Stromnetz ist nur bei Einhaltung der technischen Anschlussbedingungen (TAB) des Netzbetreibers zulässig. Wichtig:
- Vorhandensein eines geeigneten Zählerschranks (gemäß VDE-AR-N 4100)
- Berücksichtigung der Rückspeisefähigkeit und Netzrückwirkungen
- Schutzkonzepte nach DIN VDE 0100-712, einschließlich DC-Trennvorrichtungen, Überspannungsschutz und Fehlerstromschutz
3. Normative Anforderungen an Planung, Prüfung und Instandhaltung
Mit Inkrafttreten der DIN EN IEC 62446-2 (VDE 0126-23-2) sind grundlegende Anforderungen für die Instandhaltung netzgekoppelter PV-Systeme definiert. Diese Norm ergänzt die DIN EN 62446-1, welche sich auf Dokumentation, Inbetriebnahme und Erstprüfung bezieht.
Wichtige Aspekte laut DIN EN IEC 62446-2:
- Wiederkehrende Inspektionen und Prüfungen zur Sicherstellung des sicheren Betriebszustands
- Zustandsabhängige Wartung bei erkannten Mängeln oder Alterungserscheinungen
- Leistungsrelevante Wartung: regelmäßige Messung von Kabelwiderständen, Modulverschmutzung, Schatteneinflüssen etc.
- Qualifikationsanforderungen an das Wartungspersonal (Anhang E: nur durch qualifizierte Personen durchzuführen)
- Verwendung dokumentierter Prüfprotokolle und Vergleich mit den Systemleistungsmaßstäben gemäß Anhang C von Teil 1
Diese Anforderungen gelten unabhängig davon, ob es sich um eine Kleinanlage im Wohnbereich oder ein gewerbliches Großsystem handelt. Entscheidend ist die systematische Erhaltung der Sicherheit und Effizienz über die Lebensdauer der Anlage.
4. Organisatorische und rechtliche Voraussetzungen
Neben den technischen und normativen Anforderungen sind auch folgende Punkte zwingend zu beachten:
a) Meldepflichten und Fördervoraussetzungen
- Anmeldung bei der Bundesnetzagentur (Marktstammdatenregister)
- ggf. Inanspruchnahme von Einspeisevergütung nach EEG
- Einhaltung steuerlicher Anforderungen (z. B. Kleinunternehmerregelung, Vorsteuerabzug)
b) Blitz- und Überspannungsschutz
- Blitzschutzsysteme gemäß DIN EN 62305-3 (äußerer Blitzschutz)
- Überspannungsschutzsysteme nach DIN EN 62305-4 und DIN VDE 0100-443/-534
- Koordinierter Einsatz von SPD-Typen 1, 2 und 3 bei exponierten Lagen
c) Versicherungsschutz
- Prüfung bestehender Gebäudeversicherungen hinsichtlich PV-Anlagen
- Abschluss einer Elektronik- oder Allgefahrenversicherung für Gewerbeanlagen empfohlen
Fazit: Planungstiefe sichert Leistung und Sicherheit
Die Errichtung einer PV-Anlage erfordert weit mehr als nur Module und ein Wechselrichter. Normen wie die DIN EN IEC 62446-2 stellen sicher, dass neben der Inbetriebnahme auch der dauerhafte Betrieb sicher und effizient erfolgt. Eine strukturierte Vorgehensweise – von der Standortbewertung über die Auslegung bis zur Wartungsplanung – ist unverzichtbar, um Förderbedingungen zu erfüllen, Ertragserwartungen zu sichern und Gefahren zu vermeiden.



